Während die letzten Aufräumarbeiten noch im Gange sind, müssen sich Banken bereits mit der Integration des nächsten (und letzten) TARGET-Services auseinandersetzen: der Einführung des ECMS (Eurosystem Collateral Management System) am 8. April 2024.
Das ECMS konsolidiert die derzeit 20 dezentralen nationalen Sicherheitsmanagementsysteme in ein zentrales System. Banken, Zentralbanken, Tri-Party Agents (TPA) und Zentralverwahrer (CSD) sind von dieser Migration betroffen. Das Projekt zielt darauf ab, die Verwaltung von notenbankfähigen Sicherheiten für geldpolitische Kreditgeschäfte des Eurosystems effizienter zu gestalten. Durch die Einführung eines standardisierten und zentralen Systems wird beispielsweise die Mobilisierung von grenzüberschreitenden Sicherheiten vereinfacht.
Das ECMS-Projekt sollte jedoch auch für Kreditinstitute, die nicht an grenzüberschreitenden Sicherheitengeschäften beteiligt sind, Priorität haben.
Ab dem 8. April 2024 ist eine Teilnahme am ECMS für Banken, die weiterhin an geldpolitischen Kreditgeschäften wie Übernachtkrediten, Offenmarktgeschäften oder Innertageskrediten teilnehmen möchten, obligatorisch. Das bisher genutzte System der Bundesbank CAP (Collateral Access Portal) kann nach der Einführung des ECMS nicht mehr für diese Zwecke verwendet werden.
Mit der Etablierung des ECMS gemäß dem Single Collateral Rulebook for Europe (SCoRE) entstehen standardisierte Prozesse im Sicherheitenmanagement die Anpassungen seitens der teilnehmenden Institute erfordern.
Die damit verbundenen Änderungen durch ECMS, wie beispielsweise in den Abläufen der (De-)Mobilisierung von Sicherheiten oder der Anpassung von Kreditlinien, machen es für Kreditinstitute notwendig, ihre internen Systeme sowie Prozesse anzupassen. Banken müssen die zukünftigen Workflows zur Verwaltung von Sicherheiten sowie zur Beantragung von Kreditlinien kennen und anpassen. Aufgrund der Berührungspunkte von ECMS mit der Wertpapierabwicklung (T2S) und dem Liquiditätsmanagement (CLM) ist es außerdem unvermeidlich, crossfunktionale Projektteams (Treasury, IT, Cash, Securities) einzusetzen.
Der Zugang zu ECMS erfolgt, wie bei den anderen TARGET-Services, über ESMIG (Eurosystem Single Market Infrastructure Gateway). Teilnehmer können entweder im User-To-Application-(U2A)-Modus über eine grafische Benutzeroberfläche (GUI) oder im Application-To-Application-(A2A)-Modus über XML-Nachrichten mit ECMS kommunizieren. Bei einer A2A-Anbindung besteht zusätzlicher Anpassungsbedarf, da ECMS den ISO-20022-konformen Nachrichtenstandard verwendet, der sich von demjenigen unterscheidet, den CAP nutzt.
Eine besondere Rolle spielt ECMS auch beim Stammdatenmanagement. Ein Großteil der Stammdaten sowie sämtliche Benutzer, Rechte und Rollen müssen direkt in ECMS gepflegt werden, anstatt wie bei den anderen TARGET-Services zentral über CRDM (Common Reference Data Management).
Die ersten Meilensteinabfragen der Bundesbank an Teilnehmer wurden bereits veröffentlicht und die Banken befinden sich derzeit in der Rückmeldungsphase der Konnektivitätstests (Frist: 12. Mai 2023). Um eine erfolgreiche Migration auf ECMS sicherzustellen und alle Meilensteine termingerecht zu erreichen, ist es für teilnehmende Institute von strategischer Bedeutung, dem Vorhaben unverzüglich eine hohe Prio zu setzen. Wie aus dem weiter unten zu sehenden Meilensteinplan, befindet sich das ECMS-Projekt seitens der Zentralbank in vollem Gange.
Profitieren Sie von unserer Expertise. Mit unserer langjährigen Erfahrung in zahlreichen erfolgreichen Projekten zur Umstellung auf T2S, zur T2/T2S-Konsolidierung und zur Einführung von TIPS sind wir bestens vertraut mit den TARGET-Services sowie dem zentralen Zugangssystem ESMIG. Unsere Berater setzen derzeit verschiedene ECMS-Projekte für Bankinstitute um.
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Dieser Blogbeitrag wurde von Philipp Kramer in Zusammenarbeit mit Florian Weber und Simon Kurz erstellt.
Florian Weber und Simon Kurz sind Teil des Payment-Teams bei syracom und interessieren sich besonders für die Themen Zahlungsverkehr von Banken und Unternehmen.
Philipp Kramer ist seit 2017 bei syracom. Der Leading Consultant mit dem Schwerpunkt auf Beratung von Banken verantwortet bei syracom den Themenbereich Zahlungsverkehr und Treasury. Gepaart mit Methodenkompetenz setzt er mit seiner pragmatischen Projektherangehensweise und seinem Branchenverständnis wertvolle Impulse bei seinen Kunden.
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