Auf Grund einer völlig unzureichenden Interoperabilität der verschiedenen Instant Payment Clearing Services in Europa (z. B. RT1 von der EBA Clearing und TIPS von der EZB) hat sich der EPC zum Ziel gesetzt, die Limitierung der Erreichbarkeit von Instituten zum Thema zu machen. Mario Nava, Direktor der Europäischen Kommission, bestätigt, dass Instant Payments ganz oben auf der Agenda der Kommission stehen und derzeit an einem Umsetzungsplan gearbeitet wird. In diesem Zusammenhang existieren zwei Schlüsselbereiche: zum einen die Einhaltung des stark verbreiteten SEPA-Instant Payment Systems „SCT Inst“ und andererseits die europaweite Erreichbarkeit. Der Kommission ist durchaus bewusst, dass diese Initiative mit Kosten für die PSPs verbunden ist.
Die Ansätze im Markt sind unterschiedlich. Während die meisten PSPs mit nur einem Clearing und Settlement Mechanismus (CSM) verbunden sind, berichten andere von einer Verbindung mit mehreren CSMs. In Ausnahmefällen sind sogar bis zu 5 CSMs geplant. Klar ist, dass mit dieser Marktinfrastruktur in naher Zukunft keine vollständige und europaweite Erreichbarkeit zu erzielen ist. Gefragt ist nun das Eurosystem, um eine Lösung für die Interoperabilität zu finden, um in Zukunft nur einen Liquiditätspool zu nutzen. Es wurden verschiedene Lösungen diskutiert, z.B. das automatische Clearinghäuser (ACHs) Konten direkt in TIPS eröffnen dürfen, das mindestens TIPS und RT1 interoperabel sein sollten oder ein zweistufiger Ansatz. Bei diesem Ansatz soll als erstes sichergestellt werden, dass SCT Inst-konforme PSPs, die die TARGET2-Richtlinien erfüllen, generell über TIPS-Konten verfügen. Im zweiten Schritt wird auf die vollständige Interoperabilität hingearbeitet. Eine Mehrheit der Teilnehmer befürwortet PSPs, die die Möglichkeit haben europaweite Instant Payments unter Verwendung ihres Geldliquiditätspools bei der Zentralbank zu senden und zu empfangen, ohne zusätzliche Kosten und alles unabhängig von der Wahl des CSMs.
Zur Erleichterung der europaweiten Erreichbarkeit, hat das Eurosystem ACHs mit dem Angebot von ASI6 RT unterstützt. Meiner Meinung nach führt dies in der Praxis zu einem klaren Nachteil, da es lediglich für das Intra-ACH-Settlement und nicht für das Cross-ACH-Settlement gilt. Weiterhin hat das Eurosystem TIPS eingeführt, um dem Markt Abrechnungen in Echtzeit in Zentralbankgeld als Grundlage für Instant Payments anzubieten. PSPs die unabhängig voneinander über die Nutzung eines CSMs entscheiden wollen, müssen auch regelmäßig die aus der Wahl resultierenden Zentralbankgelder nutzen.
Konkrete Ansätze sind aus Schweden und den Niederlanden erkennbar. Zur Vereinfachung der Abrechnung für ACHs in TIPS hat der schwedische Markt bereits einen Änderungsantrag für TIPS gestellt. Anfang April 2020 hat die EZB bekanntgegeben, dass Schweden ab Mai 2022 TIPS beitritt. Die daraus resultierenden Änderungen können von weiteren ACHs und PSPs für den Euroraum genutzt werden. Die ABN Amro lieferte Informationen über die Funktionalität wie Instant Payments mit mehreren CSMs und nur einem einzigen Liquiditätspool funktionieren können, damit Geldmittel zwischen ACHs und TIPS mithilfe einer Funktionalität verschoben werden können.
Meiner Meinung nach stellt die Erreichbarkeit ein Problem für alle PSPs dar. Die Verfügbarkeit von Interkonnektivität ohne Interoperabilität, die aktuell von vielen CSMs bereitgestellt wird, hat zur Folge, dass Marktteilnehmer ein Settlement über nur einen Punkt präferieren. In der Praxis beobachte ich, dass sich die Marktteilnehmer sowohl in RT1 als auch in TIPS eingeschrieben, um die Erreichbarkeit, insbesondere im cross-border Kontext zu verbessern. Die damit verbundenen Zusatzkosten und das doppelt so aufwendige Liquiditätsmanagement sorgen im Markt nicht für Begeisterung. Stand heute erkenne ich keine klare Terminsetzung, bis wann eine Interoperabilität zwischen den Services erreicht werden kann bzw. soll. Die EZB gibt aber an, die aus dem Workshop gewonnen Erkenntnisse zu prüfen und für die Erzielung einer europaweiten Erreichbarkeit von Instant Payments zu nutzen.
Dieser Blogbeitrag wurde in Zusammenarbeit von Philipp Kramer und Harald Keller verfasst. Philipp Kramer ist Teil des syracom Banking Teams. Er verfügt über fundierte Branchenkenntnisse im Finanzdienstleistungssektor. Der Senior Consultant berät schwerpunktmäßig Kunden im Retail Banking, Zahlungsverkehr und bei der Vertriebssteuerung.
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